4. SONNTAG in der Osterzeit

Wenn ich auf Jesus höre, wenn ich das Gefühl habe, dass er mich anspricht und mich auf das einlasse, was er sagt, und wenn ich versuche, es in meinem Leben zu praktizieren .... dann werde ich nie verloren gehen, dann bekomme ich ein ewiges, d.h. ein unzerstörbares Leben. Das verspricht Jesus uns im heutigen Evangelium.

Das muss ich zunächst einmal auf mich wirken, in mich einsickern lassen. Glaube ich das? Nehme ich ihm das ab? Wenn ja, dann muss mich doch ein unerhört starkes Gefühl der Dankbarkeit erfüllen. Ich werde leben - „ewig“ leben!

Warum kann Jesus so etwas behaupten? Weil er eine ganz eigene, einmalige Beziehung zu Gott hat. Jesus redet nicht so oft über sein eigenes Verhältnis zu Gott, und wenn doch, dann hauptsächlich im Johannesevangelium, so auch im heutigen Abschnitt: „Ich und der Vater sind untrennbar eins.“ Und an anderer Stelle sagt er: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ Er nennt Gott Vater. „Abba“. Da handelt es sich um alltägliche Familiensprache, ähnlich unserem »Papa«. Es klingt vertraulich, familiär, so wie ein Kind zu seinem Vater spricht: Mit Vertrauen, unbefangen, im Einvernehmen mit dem Vater und mit Hingabe an seinen Willen. Das ist die Einstellung von Jesus zu Gott, sein Verhältnis zu ihm. Das ist ein Sohn-Vater Verhältnis. Jesus als Gottes „Sohn“.

Aber da müssen wir aufpassen. Der Begriff ‚Sohn‘ hatte in der altorientalischen, biblischen Sprache eine andere Bedeutung als bei uns. Für uns ist ein Sohn ein menschliches Wesen, das durch Geburt physisch von einem Vater abstammt. Im alten Judentum war ein Kind erst Sohn, als der Vater es nach der Geburt auf den Schoß nahm und ihm einen Namen gab. Dann erst war er sein Sohn.

Ein Sohn hatte für den Vater große Bedeutung: Er war die Zukunft des Vaters, der das Werk seines Vaters übernahm und weiterführte und zwar im Sinne des Vaters. Er repräsentierte den Vater, trat in seinem Namen auf, vertrat die Autorität seines Vaters. Wenn Jesus sich also als Sohn des Vaters, Gottes, betrachtet, dann ist das so gemeint. Der Begriff „Sohn“ ist an erster Stelle Name für eine Beziehung.

Aber nicht nur das. Viel zahlreicher sind die Stellen, an denen Jesus die Jünger über „euren Vater“ bzw. „euren himmlischen Vater“ belehrt. Jesus will sie in sein Gottesverhältnis einbeziehen. Das Vaterunser bezeugt dies am besten. Auch ihr seid Gottes Söhne, Kinder, wenn ihr euch sorglos im Vertrauen an den himmlischen Vater wendet, restlos Gottvertrauen habt im Gebet, bereit den Willen des Vaters zu tun. Die Botschaft Jesu vom himmlischen Vater stellt das Gottesverhältnis radikal unter die Vorzeichen von Vertrauen, Hingabe und Liebe; hier ist kein Platz für Angst und Schrecken vor Gott, wie das in der Vergangenheit sehr oft der Fall war.

Jesus hat seine Anhänger dazu aufgerufen, im selben Sinn als »Söhne eures himmlischen Vaters« zu leben. Das tun wir, in einer persönlichen Nähe und Bindung zu Jesus, indem wir seinen Weg mitgehen, seine Sache zu unserer eigenen machen, seine Botschaft übernehmen und weitertragen, unser Leben nach seinem Wort und nach seiner Weisung gestalten. Und all dies mit der inneren Überzeugung, dass Gott mich als sein Kind betrachtet.

Nicht, was ich über Gott weiß, ist letztlich entscheidend, sondern ob Gott mir zur Wirklichkeit wird, die mich umgibt, in mir anwesend ist, wie ein liebender Vater. So wie Jesus es vorgelebt hat. Davon will Jesus uns überzeugen.

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